Luxus und Korruption

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[jw] Wiener Filz, viel Geld und Tendenz zum Größenwahn: Karstadt-Investor René Benko hat in seiner Heimat Österreich Spuren hinterlassen.

[Erstveröffentlichung: JW, 24.09.2014] Der Tuchlauben in Wiens Innenstadt gilt als eine der nobelsten Straßen der gesamten Alpenrepublik. Im Konsumtempel „Goldenes Quartier“ drängen sich die Flagship-Stores von Louis Vuitton, Prada, Miu Miu, Brioni oder Roberto Cavalli. In den oberen Etagen finden sich die teuersten Wohnungen des Landes. Laut der Maklerfirma Engel & Völkers kostet eines der zwölf Luxusdomizile 30.000 Euro – pro Quadratmeter, versteht sich.

Dafür bekommt die betuchte Kundschaft aber auch einiges geboten: die Böden sind aus geräucherter Eiche, an den Wänden dominiert weißer Marmor, Highlight ist der (für Normalsterbliche) unbezahlbare Ausblick auf Wien. Die Musterwohnung gibt es übrigens um neun Millionen Euro. Das mag auf den ersten Blick ein wenig teuer scheinen, doch immerhin „ist alles bis zum Kaffeelöffel mit dabei“, wie Christoph Stadlhuber, Geschäftsführer der Signa-Holding, beruhigt.

Alles für den Investor

Die Signa-Holding, die das Goldene Quartier entwickelt, ist in Deutschland durch die Übernahme der Karstadt-Gruppe in die Schlagzeilen geraten. Doch in Österreich ist der Tiroler Rene Benko, der die Signa aufgebaut hat, bereits seit langem kein Unbekannter. Er zählt zu den fünfzig reichsten Menschen des Landes, ist bestens vernetzt und gestaltet derzeit in großem Stil Teile der Wiener Innenstadt nach seinen Vorstellungen.

Direkt anschließend an das Goldene Quartier baute Benko in Zusammenarbeit mit der Park Hyatt-Gruppe die ehemalige Zentrale der Bank Austria zu einem noblen Fünf-Sterne-Hotel um. Dass während der Umbau-Arbeiten durch einen Großbrand Teile der Baustruktur zerstört wurden, war im Nachhinein betrachtet möglicherweise vorteilhaft. Böse Zungen lästerten, dass das Gebäude „warm abgetragen“ worden sei (wie das in Wien charmant genannt wird), dafür gibt es allerdings keinerlei Beweise.

Die Stadt jedenfalls ließ sich gegenüber dem Investor nicht lumpen. Die Straßen rund um das Goldene Quartier wurden zur Fußgängerzone gemacht, um so eine höhere Frequenz in die Geschäfte zu bringen. Im Gegenzug erhebt Benko Ansprüche auf den öffentlichen Raum. Sein Hotel liegt an einem der großen Plätze der Altstadt. In einem Interview mit der Tageszeitung „Der Standard“ dachte er laut darüber nach, ob „die Weihnachtsmärkte, Jahrmärkte oder der Zirkus weiter stattfinden werden oder nicht“. Interessant ist dabei nicht nur der Gedanke, sondern auch Benkos Einschätzung, so etwas durchsetzen zu können.

Hilfreich könnten dabei Benkos Verbindungen in die Politik sein. Denn eines der Filet-Stücke im Beirat der Signa-Holding ist der ehemalige sozialdemokratische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer. Gusenbauer fing als rebellischer Juso-Chef an und endete als Vertreter des neoliberalen Sozialabbaus. Heute ist er Investor und berät unter anderem die Diktatur in Kasachstan oder den Glückspiel-Konzern Novomatic.

In der Signa fungiert Gusenbauer als Aufsichtsratsvorsitzender und befindet sich damit in illustrer Gesellschaft. Weitere Beiräte sind etwa der griechische Milliardär George Economou (dem knapp die Hälfte der Signa gehört) oder Ex-Porsche-Vorstand Wendelin Wiedeking, der als enger Freund Benkos gilt. Als Miteigentümer der Signa spielt auch Hans Peter Haselsteiner eine zentrale Rolle im Netzwerk von Benko. Haselsteiner ist Eigentümer eines der größten Bauunternehmen Europas und Finanzier der wirtschaftsliberalen NEOS-Partei, die 2013 erstmals ins österreichische Parlament einzog.

Benko, Berlusconi und das Strafgericht

Besondere Aufmerksamkeit allerdings verdient eine weitere Benko-Vertraute und Beirätin: Susanne Riess, Generaldirektorin der Wüstenrot-Versicherung. Riess, die damals noch Riess-Passer hieß, war Obfrau der rechtsextremen FPÖ und von 2000 bis 2003 Vizekanzlerin des Landes. Die Koalition der FPÖ und der konservativen ÖVP wird bis heute strafrechtlich aufgearbeitet: nie zuvor waren so viele Regierungsmitglieder so offen in Korruptionsfälle verstrickt. Und hier schließt sich der Kreis zu Benko, denn dieser ist ebenfalls wegen Korruption verurteilt. Sein Leidensgenosse in diesem Fall: Michael Passer, der frühere Ehemann von Riess.

2009 klagte Benko seinem Freund und Steuerberater Passer (der damals noch mit Riess verheiratet war), dass sich ein Steuerverfahren in Italien bereits seit Jahren ziehen würde. Passer berichtete von seinen Kontakten zum kroatischen Ex-Premier Ivo Sanader, der wiederum mit Silvio Berlusconi sprechen könne. Passer schloss daraufhin eine Vereinbarung mit Sanader, wonach dieser bei einem positiven Abschluss des Steuerverfahrens 150.000 Euro kassieren würde. Die Richterin im Verfahren gegen Benko sprach von einem „Musterfall für Korruption“, Benko spricht von einem Justizirrtum.

Doch letztlich dürfte es für Benko einfach eine normale Investition gewesen sein, ganz genauso wie der Einstieg bei Karstadt. In einem Interview erklärte er einmal: „Am Ende bin ich halt doch der kapitalistisch Orientierte“. Es wird an den Beschäftigten bei Karstadt liegen, dieser Orientierung etwas entgegenzusetzen.

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