So sieht es aus, wenn die EU Kinder in die Türkei abschiebt

[Vice] Als Angela Merkel am vergangenen Wochenende die Türkei besuchte, wurden die Abschiebungen aus Griechenland kurzfristig ausgesetzt. Nun ist Merkel zurück in Deutschland und die Abschiebungen aus der EU gehen weiter.

[Erstveröffentlichung: Vice] Am 26. April traf ein Boot mit abgeschobenen Menschen im türkischen Hafen Dikili ein. Auf dem Boot waren auch drei kleine Kinder. Eigentlich ist kaum zu glauben, dass an diesem Tag Boote in See stechen. In der Früh tobte ein heftiger Sturm. Alle Fischerboote sind im Hafen geblieben. Als das Boot ankommt, braucht es gute 15 Minuten für das Anlege-Manöver. Immer wieder peitschen die Wellen das Schiff hoch und machen das Vertauen unmöglich.

Schließlich wird das Boot fixiert, rund 30 Polizisten stellen sich in einem Spalier auf. Die abgeschobenen Menschen werden einzeln von Bord geführt. Auch drei kleine Kinder sind dabei, zwei werden von Polizisten geführt, ein drittes ist so klein, dass es wohl noch nicht selbst gehen kann. Kameraleute filmen die Kinder aus ein, zwei Metern Entfernung.

Ein Polizist trägt das Kind, ein älterer Mann, möglicherweise der Vater, geht daneben. Um die kleine Gruppe herum gehen noch mehr Polizisten. Es scheint, als dürfe der Mann das Kind nicht selbst tragen, später beim Bus wird er es dann in den Armen halten.

Einige weitere Menschen werden aus dem Boot gebracht. Die genaue Anzahl ist unklar. Das Hafengelände ist strikt bewacht und darf nur von ausgewählten Medienvertretern betreten werden. Ein Mitarbeiter der Hafenmeisterei spricht mir gegenüber von 17 abgeschobenen Menschen auf dem Boot aus Griechenland. Die Deutsche Presse-Agentur beruft sich auf türkische Medien und sagt, es seien 12 Personen gewesen. Warum die Zahlen so unterschiedlich sind, ist nicht herauszufinden. Behördenvertreter vor Ort sind nicht für Stellungnahmen greifbar.

Die Menschen werden einzeln in das Hafengebäude geführt und von dort fast unmittelbar in einen wartenden Reisebus gebracht. Vor dem Eingang zum Bus stehen gut 20 Polizisten, Behördenvertreter und Männer des Roten Halbmonds. Wiederum ist ein Spalier aufgebaut, die Szenerie wirkt bedrohlich.

Als der Bus abfährt, verfolgen wir ihn bis zur nächsten Autobahn. Er fährt schließlich Richtung Çanakkale. In dieser Region, nahe der Grenze der Türkei zu Griechenland und Bulgarien, steht das Großlager Pehlivanköy. Es ist ein reines Abschiebelager, errichtet mit EU-Geldern.

Fotos: Michael Bonvalot und Tanja Boukal.

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