FPÖ-Chef Strache wirbt mit Biertonne als Sponsor für den Burschenbundball

Die deutschnationalen Burschenschaften treffen sich zum Tanz in Linz. Das Sponsorenheft zeigt: Finanziert wird der Ball stark von der FPÖ. Andere Inserenten werben mit Nazi-Codes.

[Erstveröffentlichung: Vice] „Burschenschaften haben nichts mit der FPÖ zu tun“, hat FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im Jänner 2018 behauptet. Wir haben nun exklusiv das Sponsorenheft für den Ball der Linzer Burschenschaften erhalten. Ganz vorne: Ein FPÖ-Inserat mit Strache – in Burschenschafter-Montur.

Der Burschenbundball, das ist der Ball der deutschnationalen Burschenschaften in Linz, vergleichbar mit dem Akademikerball in Wien. Finanziert wird der Ball auch von Sponsoren, und siehe da: Die FPÖ gehört offenbar zu den großen Geldgebern.

Zumindest 14 Inseraten im Sponsorenheft des Burschenbundball 2019, der am 2. Februar stattfindet, sind der FPÖ zuordenbar. Dafür, dass die Burschenschaften angeblich nichts mit der FPÖ zu tun haben, wie Strache behauptet, ist das auffallend viel FPÖ. Und Strache selbst ist schon ganz vorn im Heft in einschlägiger Montur zu sehen.

Während auf der Internetseite des Burschenbundballs den Sponsoren nur gedankt wird, sie aber nicht mit Namen genannt werden, kann man im Sponsorenheft sogar die Gesichter einiger Spenderinnen und Spender sehen. VICE hat das Heft exklusiv aus Burschenschafterkreisen zugespielt bekommen.

Gleich zu Beginn des Heftes strahlt FPÖ-Chef und Vizekanzler Strache von einem Inserat der FPÖ-Bundespartei. „Ja zum Vaterland!“ steht dort in weißen Lettern, und weiter: „Der Burschenbundball ist ein Symbol für die Liebe zu unserem Vaterland“. Dann lobt Strache den Wahlspruch „Ehre, Freiheit, Vaterland“. Es ist der Wahlspruch der deutschnationalen Burschenschaften. Das „Vaterland“ ist Deutschland.

Strache ist „Alter Herr“ der pennalen Burschenschaft Vandalia, einer Burschenschaft für Schüler in Wien. Auf dem Bild zeigt der FPÖ-Chef seine Verbindung mit den Burschenschaften ganz offen: Er posiert mit seiner Burschenschafterkappe, der sogenannten Biertonne.

Diese Kappe hatte schon einmal für einen Skandal gesorgt: Im Jahr 2010 hat der FPÖ-Chef die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel mit einer solchen Kappe besucht. Rechte Burschenschafter erklärten damals gegenüber dem Standard, dieser Auftritt habe bei ihnen für „Schenkelklopfer“ gesorgt.

Straches Biertonne ist schwarz, rot und hellblau, es sind die Farben seiner Burschenschaft Vandalia. Dazu eine goldene Verzierung – die Ähnlichkeit zum deutschen Schwarz-Rot-Gold ist offensichtlich. Das sollte nicht verwundern.

Der „Waffenspruch“ von Straches Vandalia lautet immerhin: „Die blanke Wehr für Deutschlands Ehr!“

Die Seite der Vandalia ist schon seit Jahren offline, doch über Sekundärquellen ist der „Waffenspruch“ zu finden. Wie es auf der „Bude“ dieser Vandalia in Straches Jugend zugegangen sein soll, schildert ein ehemaliger Strache-Freund gegenüber Österreich 2007 so: „Es gibt keine Diskussion – wir waren damals eindeutig Neonazis. (…) Wir haben uns auf der Bude regelmäßig mit dem Hitler-Gruß gegrüßt (…).“

Strache selbst wollte angeblich als „Gauleiter“ angesprochen werden.

Die Verbindungen Straches zu den Burschenschaften sind bis heute nicht abgerissen. Strache ist aber nicht der einzige, der fröhlich für die Burschenschafter posiert. Neben der Bundes-FPÖ finden sich noch zahlreiche andere Inserenten mit Bezug zur FPÖ im Spendenheft des Burschenbundballs:

    • Die oberösterreichische FPÖ
    • Der Landtagsklub der FPÖ Oberösterreich
    • Die Linzer Gemeinderatsfraktion der FPÖ. Auf deren Inserat ist Fraktionsobmann Günther Kleinhanns abgebildet, komplett mit seiner Burschenschafter-Kluft. Er ist auch Vorsitzender des extrem rechten Witikobundes, wie im Vereinsregister nachzulesen ist.
    • FPÖ TV
    • Alle vier Abgeordneten der FPÖ im EU-Parlament, jeweils mit einem eigenen Inserat. EU-Abgeordneter Franz Obermayr posiert dabei mit Burschenschafter-Schärpe in den deutschen Farben Schwarz-Rot-Gold. Er ist selbst Präsident des Trägervereins des Burschenbundballs sowie Mitglied der Studentenverbindungen Corps Alemannia Wien zu Linz und Corps Frankonia-Brünn zu Salzburg.
    • Die Freiheitlichen Arbeitnehmer Oberösterreich inserieren mit dem sinnigen Spruch „Immer am Ball für unsere Arbeitnehmer“ – reichlich ironisch für eine Elite-Veranstaltung wie einen Ball von Burschenschaften.
    • Die Freiheitliche Jugend Oberösterreich zeigt ihren Obmann Michael Raml. Der ist laut oberösterreichischen Nachrichten Mitglied der Burschenschaft Arminia Czernowitz. In dieser Burschenschaft sind sehr viele führende FPÖ-Politiker aus Oberösterreich Mitglied. Im Keller der Studentenverbindung ist gleichzeitig das oberösterreichische Zentrum der neofaschistischen Gruppe „Identitäre Bewegung“ untergebracht.
    • Das Johannes Kepler Heim. Das ist ein großes Linzer Studentenheim mit einem Naheverhältnis zur FPÖ – im Vorstand ist unter anderem FPÖ-Landeshauptmann-Stellvertreter und Burschenschafter Manfred Haimbuchner.
    • Der Liberale Klub Oberösterreich und der Klub Austria Superior, zwei Vorfeldorganisationen der FPÖ Oberösterreich.

Insgesamt finden sich also mindestens 14 Inserate aus dem Umfeld der FPÖ im Sponsorenheft des Burschenbundballs. Dazu kommt noch ein offizielles Inserat der Stadt Linz. Auf dem Inserat posiert FPÖ-Stadtrat Markus Hein. In Linz sitzt die FPÖ in der Stadtregierung, sie ist dort in einer Koalition mit der Sozialdemokratie. Hein ist ebenfalls Mitglied der Burschenschaft Arminia Czernowitz.

All diese Inserate sind eine enorme Finanzspritze der FPÖ für die Burschenschaften.

Neben dem vielen FPÖ-Blau im Heft gibt es aber auch noch andere Inserate, die eine nähere Betrachtung lohnen.

Kornblumen: Erkennungszeichen der illegalen Nazis

Gleich mit mehreren Kornblumen inseriert das extrem rechte Versandhaus „Heimatmode“. Die Kornblume war in der Zwischenkriegszeit in Österreich das Erkennungssymbol der illegalen Nationalsozialisten. Auf der Homepage des Versandhauses gibt es eine eigene „Kornblumen Edition“. Das ehemalige Nazi-Erkennungszeichen wird mit den Worten „Symbol der Treue – gegen das Gift der Schlangen“ gelobt. Das Damen-Shirt „Heimatstolz“ wird so angepriesen: „Du bist stolz auf deine Heimat Österreich – die wunderbare Landschaft, unsere erhaltenswerte Kultur und unser Volk! Dann trage es auf deiner Brust! Im Nacken blüht die schöne Kornblume.“

Der Geschäftsführer von Heimatmode, Stefan Magnet, war Führungskader der Neonazi-Organisation Bund freier Jugend (BfJ). Seit einiger Zeit hat er nun bei der extrem rechten Plattform „Info Direkt“ angedockt. Laut Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) ist er einer der Verantwortlichen. Von Info Direkt gibt es laut DÖW auch eindeutige Spuren zu ehemaligen BfJ-Strukturen, diese seien das „organisatorische Zentrum des Neonazismus in Oberösterreich“.

Für Susanne Mitterhuber, Sprecherin des Bündnisses „Linz gegen Rechts“, ist ein Inserat mit Kornblumen im Sponsorenheft der Burschenschaften „zwar schockierend, aber nicht überraschend“. „Die Abgeordneten der FPÖ haben sogar im Parlament über viele Jahre bei der Angelobung des neuen Nationalrats Kornblumen getragen“, erinnert sie.

SS-Liedgut im Sponsorenheft

Der offizielle Alumni Club der Linzer Johannes Kepler Universität (JKU), die „Kepler Society“, wirbt im Heft mit dem Slogan „So bleiben wir doch treu“. Klingt unverfänglich, ist aber ein Teil der ersten Zeile des SS-Treuelieds „Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu“. Bekannt wurde das Mitte Jänner.

Hier immerhin gab es eine Reaktion der Universität, nachdem Thomas Diesenreiter, Geschäftsführer der Kulturplattform Oberösterreich (KUPF), diesen Skandal öffentlich gemacht hat. Der verantwortliche Geschäftsführer der Kepler Society verlor seinen Job – im Zuge des Skandals stellte sich auch heraus, dass dieser politisch im Vorstand der Linzer ÖVP Sektion „Auhof Dornach Katzbach“ verankert ist.

Das Inserat des Alumni Clubs ist nur ein weiterer Beleg für das problematische Verhältnis der JKU zum Ball der deutschnationalen Burschenschaften. Seit vielen Jahren übernimmt die Universität den Ehrenschutz für den Ball, also die Schirmherrschaft, traditionell hielt der Rektor der Uni eine Rede. Nach dem jüngsten Skandal hat Rektor Meinhard Lukas seine Rede in diesem Jahr zwar kurzfristig zurückgezogen. Den Ehrenschutz der Universität für den Ball gibt es laut der Seite der Organisatoren aber weiter.

Diese Verbindungen kritisiert auch Thomas Diesenreiter. Für ihn bleibt offen, „warum der Alumniclub der JKU überhaupt als Sponsor einer rechtsextremen Veranstaltung wie dem Burschenbundball auftritt“. Seine Forderung: „Es wäre höchst an der Zeit, dass sich die JKU insgesamt klar vom Burschenbundball distanziert.“

ÖVP-Landeshauptmann übernimmt Ehrenschutz

Neben der Universität Linz tritt auch der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer von der ÖVP als Ehrenschützer des Burschenbundballs auf. Da passt es gut, dass Betriebe, die im Einfluss des Landes Oberösterreich und der ÖVP stehen, die Burschenschaften ebenfalls mit Inseraten finanzieren.

Eine Geldspritze kommt von der Energie AG Oberösterreich, einem Betrieb im Mehrheitseigentum des Landes Oberösterreich. Eine andere von der OÖ Wohnbau, einem Wohnbauträger, der laut Oberösterreichischen Nachrichten dem Raiffeisen-Konzern und der ÖVP zuzuordnen ist.

Auch Susanne Mitterhuber von Linz gegen Rechts kritisiert den Ehrenschutz durch die Uni und das Land Oberösterreich: „Die JKU behauptet nun, sie sei antifaschistisch. Wenn wir das glauben sollen, muss der Ehrenschutz fallen.“ Der Ehrenschutz des Landes Oberösterreich ist für sie ein Symbol für die „durchgehende Zusammenarbeit von ÖVP und FPÖ“. „Gerade dieser Ball zeigt, wie sehr die Grenzen verschwimmen“, so Mitterhuber. „Denn dort treten die wirtschaftlichen Eliten und die extreme Rechte gemeinsam auf.“

Für den Tag des Balls, den 2. Februar, ruft das Bündnis Linz gegen Rechts zu einer Demonstration gegen die deutschnationalen Burschenschafter auf. Das Bündnis will dabei auch auf die „unsoziale Politik von Schwarz-Blau“ aufmerksam machen, sagt Susanne Mitterhuber. Das Motto des Bündnisses passt zu diesem Anliegen: „Champagner für euch, 12-Stunden-Tag für uns? Nein zu Schwarz-Blau! Nein zum Burschenbundball!“

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