In Schwarz-Rot-Gold zum Tanz

[ND] Am Wochenende trifft sich die rechtsextreme Szene beim Akademikerball der Burschenschafter in Wien.

Erstveröffentlichung: ND, 01.02.2017

Es werden sehr spezielle Gäste sein, die am kommenden Wochenende in den Prunkräumen der Wiener Hofburg das Tanzbein schwingen. Die Damen traditionell im Abendkleid, die Herren zum Großteil mit Kappe und Schärpe, sehr viele davon in den Farben Schwarz-Rot-Gold. Zum offiziell vierten Mal findet am 3. Februar in Wien der Akademikerball der deutschnationalen Burschenschafter statt – eines der größten Vernetzungstreffen der rechtsextremen Szene im gesamten deutschsprachigen Raum.

Auch einschlägige politische Prominenz wird zahlreich vertreten sein. Für das Kaderpersonal der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) von Parteichef Heinz-Christian Strache abwärts ist die Teilnahme ohnehin Ehrensache. Als internationale Gäste wurden in den vergangenen Jahren etwa Marine und Jean Le Pen vom französischen Front National, Filip Dewinter vom belgischen Vlaams Belang oder der russische Rechtsextreme und Putin-Vordenker Alexander Dugin begrüßt.

Aus Deutschland gibt sich regelmäßig die »Bürgerbewegung PRO NRW« die Ehre, im vergangenen Jahr kam auch die ehemalige Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling. Auch für zahlreiche Burschenschafter aus verschiedenen deutschen Universitätsstädten ist die Teilnahme selbstverständlich, schließlich prägen die besonders weit rechts stehenden »ostmärkischen« Studentenverbindungen politisch den Gesamtverband »Deutsche Burschenschaft«.

In früheren Jahren wurde der Ball – damals unter dem Titel Wiener Korporations-Ball – vom »Wiener Korporationsring« (WKR) der Burschenschaften organisiert. Um die Hofburg als Veranstaltungsort nicht zu verlieren, sprang ab 2013 die FPÖ als Veranstalter ein. Dieser Übergang war dabei ebenso fließend wie bezeichnend. Organisator Udo Guggenbichler ist etwa schon länger dabei. Früher organisierte er den WKR-Ball in seiner Eigenschaft als Mitglied der Burschenschaft »Albia« und als ehemaliger Vorsitzender des Pennäler Rings der Schüler-Verbindungen. Heute organisiert er den Akademiker-Ball – schließlich ist er auch Abgeordneter der FPÖ im Wiener Stadtparlament.

Ein burschenschaftlicher Hintergrund ist in der FPÖ eher die Regel als die Ausnahme. So trägt etwa Parteichef Strache die Farben der Wiener »Vandalia«, Ex-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer ist Mitglied der »Marko-Germania«. Bernhard Weidinger vom »Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands« schätzt, dass aktuell 22 von 37 Mitgliedern des Parteivorstands der FPÖ aus Studentenverbindungen stammen. Auch rund die Hälfte der Parlamentsabgeordneten der FPÖ hat einen »korporierten« Hintergrund.

Die Burschenschaften verstehen sich als Elite. »Die Größe des gesamten Milieus beträgt in Österreich auf jeden Fall unter 5000 Personen«, so Weidinger. Der politische Einfluss kommt über die FPÖ zustande. Die Burschenschaften üben eine Scharnierfunktion aus, sie verknüpfen den parlamentarischen Rechtsextremismus mit außerparlamentarischen faschistischen und neonazistischen Gruppen. So finden sich unter den Aktivisten der »Identitären Bewegung« zahlreiche Korporierte, in Wien und Linz dienen die Buden von völkischen Studenten-Verbindungen für die Gruppe als Anlaufstelle.

Gleichzeitig treten die Burschenschaften oft als Brücke ins konservative Lager auf. So nahm der oberösterreichische Landeshauptmann (Ministerpräsident) Josef Pühringer von der konservativen ÖVP wiederholt am »Burschenbundball« der völkischen Kooperationen in Linz teil.

Der Akademikerball in Wien, aber auch der einen Tag später stattfindende Ball in Linz, werden auch in diesem Jahr nicht ohne Widerstand über die Bühne gehen. Die »Offensive gegen Rechts« in Wien und »Linz gegen Rechts« in Oberösterreich kündigen Aktionen gegen die rechte Ballnacht an. Käthe Lichtner von der »Offensive gegen Rechts« sagt, dass das Wahlergebnis der FPÖ bei den Präsidentschaftswahlen ein klarer Warnschuss gewesen und antifaschistische Aktivität dringend erforderlich sei. »Solange linke Antworten auf Armut, Arbeitslosigkeit und Ungleichheit fehlen, werden die Rechten weiter zulegen.«

Nach Angaben der Polizei wurden bisher vier Demonstrationen gegen den Akademikerball angemeldet. 2700 Beamte werden im Einsatz sein, 700 davon sollen das Platzverbot vor der Hofburg überwachen. Im vergangenen Jahr waren in Wien laut der Offensive gegen Rechts rund 8000 DemonstrantInnen gegen den Ball auf der Straße, in Linz sprachen die Veranstalter von 1300 Antifaschisten.

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