Die Akutbetten wurden in (fast) allen Bundesländern gekürzt

Bild: Martha Dominguez de Gouveia

[Moment] Die Akutbetten in Österreichs Spitälern wurden in acht von neun Bundesländern seit Jahren zusammengekürzt. Die Corona-Krise zeigt, wie gefährlich das sein kann.

[Erstveröffentlichung: Moment] Es ist sehr schwierig, überhaupt zu erfahren, wie sich die Zahl der Spitalsbetten in den österreichischen Bundesländern in den letzten Jahren entwickelt hat. Die Bundesländer verweisen auf das Gesundheitsministerium, das Gesundheitsministerium verweist auf die Bundesländer. Annähernd brauchbare Zahlen erhalte ich schließlich von der staatlichen „Gesundheit Österreich GmbH“ (GÖG) – mit der Einschränkung, dass es besser wäre, „mit gerundeten Werten zu arbeiten“. Meinen wochenlangen Rechercheweg, um an diese Zahlen zu kommen, könnt ihr hier nachlesen.

„Betten“ sind Personal

Doch auch mit dieser Einschränkung geben die Zahlen der GÖG ein aufschlussreiches Bild über die Entwicklung der Akutbetten in den österreichischen Bundesländern – und über deren Kürzung. Akutbetten, das sind die Betten, die für nicht-geplante Aufnahme bereitgehalten werden.

Ich habe versucht, herauszufinden, wie viele Spitalsbetten es in Österreich gibt

In der Corona-Krise sind das – gemeinsam mit den Intensivbetten – jene Betten, die besonders wichtig sind. Dabei geht es nicht primär um das physische Bett oder das Bettzeug. Es geht hier vor allem um das notwendige Personal, um die Betten am Laufen zu halten. Im Klartext: Je weniger Personal es gibt, desto weniger Betten können aufgemacht werden.

Bundesweit gibt es immer weniger Akutbetten

Dass die Zahl dieser Akutbetten in Österreich zwischen 1990 und 2017 deutlich gesunken ist, zeigen die Angaben der OECD. Das Problem der Angaben: Sie zeigen zwar, wie viele Betten es je 1000 EinwohnerInnen gibt. Doch es fehlen die absoluten Zahlen. Und: Es gibt zwar Angaben für ganze Staaten, in Österreich aber nicht nach Bundesländern.

Hier sind die Angaben der GÖG enorm aufschlussreich – denn dort werden die Akutbetten zwischen 1994 und 2018 in absoluten Zahlen und nach Bundesländern aufgeschlüsselt. Und dabei zeigt sich: Die Rückgänge sind enorm.

Das sagen Krankenhaus-Beschäftigte zur Arbeitssituation in der Corona-Krise

Gab es in Österreich im Jahr 1994 noch 55.114 Akutbetten, waren es 2018 nur noch 47.429 Betten – ein Verlust von 15 Prozent aller Akutbetten. Der Verlust wird sogar noch drastischer, wenn die Bevölkerungsentwicklung berücksichtigt wird: Denn 1994 lebten erst 7,94 Millionen Menschen in Österreich, 2018 waren es dagegen bereits 8,84 Millionen.  Während also die Bevölkerung um fast eine Million Menschen gewachsen ist, ist die Anzahl der Akutbetten drastisch gesunken.

Teilweise über 20 Prozent weniger Betten

Auch die Ergebnisse nach Bundesländern sind beachtlich. Einzig in Tirol gab es einen ganz leichten Anstieg von 4.366 auf 4.400 Betten. In allen anderen Bundesländern wurden die Akutbetten ab 1994 dagegen deutlich zusammengekürzt.

In der SPÖ-Hochburg Wien etwa waren es 1994 noch 11.870 Akutbetten, 2018 dagegen nur noch 10.127 – ein Verlust von satten 15 Prozent. In diesem Zeitraum regierte die SPÖ entweder alleine, mit der ÖVP oder seit 2010 mit den Grünen. Im ebenfalls mehrheitlich sozialdemokratisch regierten Burgenland sind die Verluste sogar noch heftiger.

Dort ging die Zahl der Betten von 1.435 auf 1.125 zurück, das sind über 20 Prozent. Zwischen 1994 und 2018 gab es im östlichsten Bundesland entweder sozialdemokratische Alleinregierungen oder Koalitionen der SPÖ mit ÖVP oder FPÖ.

Diese PolitikerInnen wollten in Österreich Spitalsbetten kürzen

Sogar rund 25 Prozent weniger Betten als 1994 gibt es heute in Kärnten. Dort verteilen sich die Kürzungen auf die verschiedenen Regierungen in diesem Zeitraum, also SPÖ/ÖVP, FPÖ*BZÖ/SPÖ, FPÖ*BZÖ /ÖVP, SPÖ/ÖVP/Grüne sowie SPÖ/ÖVP. Ebenfalls heftige Rückgänge gibt es in Oberösterreich mit knapp 20 Prozent. In der ÖVP-Hochburg regierten die Schwarzen zwischen 1994 und 2018 mit der SPÖ, den Grünen und der FPÖ. In den Bundesländern Niederösterreich, Salzburg, der Steiermark sowie Vorarlberg gibt es ebenfalls deutliche Rückgänge.

Der Kürzungswahn kann tödlich sein

Bemerkenswert sind auch die Reaktionen der Bundesländer auf meine diesbezüglichen Presseanfragen. Kein einziges Bundesland hat konkrete Zahlen geschickt, zumeist wurde auf dem Bund verwiesen. Wien, Burgenland und Vorarlberg hingegen haben überhaupt nicht reagiert.

All diese Kürzungen sind Folge des neoliberalen Kürzungswahns im Gesundheitswesen. Diese Kürzungen bedeuten eine schlechtere Versorgung für die Bevölkerung und eine immer größere Arbeitsbelastung für die KollegInnen in den Krankenhäusern. Doch spätestens die Corona-Krise sollte endgültig zeigen: Kürzungen bei der Gesundheit können buchstäblich tödliche Folgen haben.

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