Fette Katzen

[AW] Konzerne, Banken und ManagerInnen in Österreich jubeln über Rekordgewinne. Die Bruttoverdienste der ArbeitnehmerInnen hingegen stagnieren.

[Erstveröffentlichung: Arbeit und Wirtschaft] Wer hat, dem wird noch mehr gegeben: Dieses Phänomen ist aus der Bibel als Matthäus-Effekt bekannt. Dazu gehört auch: Wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat. Aber zurück zu denen, die haben – und warum ausgerechnet sie etwas mit einer fetten Katze zu tun haben. Angefangen hat die Geschichte im weniger biblischen Jahr 2009 in Großbritannien. Dort nämlich hat man damals den „Fat Cat Day“ ausgerufen. Seither wird unter diesem Titel erhoben, an welchem Tag des Jahres ein Vorstandschef – also eine „fette Katze“ – so viel verdient hat wie eine durchschnittliche vollzeitbeschäftigte Person im Jahr.

Fast zehn Jahre später, nämlich im Jahr 2018, hat die Arbeiterkammer erstmals auch hierzulande einen „Fat Cat Day“ ausgerufen. Wie schon in den Studien über Managergehälter, die die AK schon länger macht, wurden die Gehälter der Chefs jener Unternehmen untersucht, die im österreichischen Börsenleitindex ATX notiert sind. Basis waren die Geschäftsberichte für 2016 – die zu diesem Zeitpunkt aktuellsten verfügbaren Daten. Angenommen wurde dabei, dass Vorstandschefs 12 Stunden am Tag arbeiten, sich nur an einem von vier Wochenenden freinehmen und mit zehn Tagen Urlaub auskommen.

Auf Basis dieser Zahlen war der österreichische „Fat Cat Day“ der 8. Jänner. Die ATX-Chefs haben somit bereits nach sechs Arbeitstagen (der 1. und der 6. Jänner sind Feiertage) rund 33.000 Euro verdient – und damit so viel wie eine durchschnittliche vollzeitbeschäftigte Person in einem ganzen Jahr. Insgesamt verdienen 76 Vorstände der ATX-Unternehmen laut dieser Auswertung im Schnitt 1,5 Millionen Euro pro Jahr.

Die drei Gehaltskaiser Wolfgang Leitner (Andritz), Wolfgang Eder (Voest-alpine) und Andreas Treichl (Erste Group) haben überhaupt nur drei Tage gebraucht, um das durchschnittliche Jahreseinkommen zu erreichen.

56-mal mehr als Beschäftigte

Im November 2018 präsentierte die AK die Studie „Vorstandsvergütung in den ATX-Unternehmen“. Und dort zeigt sich, dass die Gehälter der Bestverdiener sogar nochmals massiv nach oben gegangen sind. Der neue Spitzenreiter ist auf Basis der letzten verfügbaren Zahlen von 2017 Anas Abuzaakouk von der Bawag Group. Er kommt nun sogar auf 5.247.000 Euro.

„Solidarität auf die Straße bringen“

 

Ein durchschnittlicher ATX-Manager hat 2017 bereits 56-mal so viel verdient wie eine durchschnittliche Beschäftigte bzw. ein durchschnittlicher Beschäftigter. Die ausschließlich männliche Form beim Wort Manager ist übrigens kein Zufall: Die erste Managerin auf der Liste findet sich auf Platz 50.

Nicht nur die Manager, sondern auch die AktionärInnen vieler ATX-Konzerne dürfen jubeln: So haben 18 der 20 im ATX gelisteten Firmen für 2017 Dividenden ausbezahlt. In Summe geht es dabei um 2,233 Milliarden Euro, ein Plus von 35 Prozent gegenüber 2016. Die durchschnittliche Dividende betrug dabei 2,8 Prozent, sie ist somit deutlich höher als täglich fällige Sparbuchzinsen. Die liegen aktuell nämlich bei den meisten großen Banken de facto bei null – womit die Ersparnisse großer Teile der Bevölkerung langsam von der Inflation aufgefressen werden.

Banken jubeln

Dass sich an der Spitze des Rankings der österreichischen Bestverdiener zwei Banken-Manager befinden, sollte nicht überraschen. Österreichs Banken steigerten ihren Jahresgewinn 2017 auf 6,6 Milliarden Euro. Damit sind die durchschnittlichen Bankengewinne allein gegenüber dem Jahr davor um rund ein Drittel gestiegen, wie die Nationalbank im April 2018 veröffentlicht hat.

Die Bawag etwa jubelte im Frühjahr 2018 über ein „Rekordergebnis“ für 2017. Insgesamt 517 Millionen Jahresüberschuss vor Steuern sind zu verbuchen. Andere Ergebnisse gehen sogar noch weit darüber hinaus. So hat etwa die Raiffeisen Bank International ihre Gewinne zwischen 2016 und 2017 sogar auf 1,116 Milliarden Euro verdoppelt. Die Erste Bank wiederum vermeldet, ihr Nettogewinn von 1,31 Milliarden Euro sei „der höchste, den die Erste Group jemals erzielte“.

Die Bank-Austria-Gruppe erfreute ihre Eigentümer ebenfalls und erzielte einen Konzerngewinn von immerhin 653 Millionen Euro. Gleichzeitig ging die Zahl der MitarbeiterInnen der Bank Austria zurück. Die Gewinne des Bankensektors waren damit im Vorjahr wieder auf dem Niveau vor der großen Wirtschaftskrise von 2007. Trotz dieser enormen Gewinne forderte der Vizegouverneur der OeNB Andreas Ittner weiteren Personalabbau von den Banken. Seit 2007 sei der Personalstand nur um sechs Prozent verringert worden, die Banken müssten „schlanker werden“, so der ÖVP-nahe Banker.

Bankenabgabe gesenkt

Ein Mitgrund für die sprudelnden Gewinne ist die Reduktion der Bankenabgabe, die ab dem Jahr 2016 erfolgte. Als Folge sind im ersten Halbjahr 2018 die Erträge aus der Bankenabgabe für die Republik gegenüber dem Vorjahr um 72 Prozent zurückgegangen.

Als Anwalt der Banken zeigen sich dabei immer wieder vor allem ÖVP und FPÖ. Die FPÖ kann dabei als grundsätzliche Gegnerin der Bankenabgabe gelten. Bereits bei der Einführung im Jahr 2010 sprachen sich die Freiheitlichen gegen die Abgabe aus, der damalige FPÖ-Generalsekretär und jetzige Innenminister Herbert Kickl sprach von einem „sozialpolitischen Rohrkrepierer“. Der ehemalige FPÖ-Budgetsprecher Elmar Podgorschek assistierte und forderte, „mit eisernem Willen einen notwenigen [sic!] Sparkurs zu verfolgen“, statt eine Bankensteuer einzuführen.

Die FPÖ – Partei der Reichen

 

Laut aktuellem Wirtschaftsprogramm der FPÖ sollen auch die sogenannten Basel-III-Richtlinien ausgehöhlt werden. Diese legen fest, dass Banken eine bestimmte Menge Eigenkapital besitzen müssen. So sollen Zusammenbrüche im Falle eines wirtschaftlichen Einbruchs verhindert werden – wodurch KundInnen größere Chancen haben, ihre Ersparnisse zu behalten. Die FPÖ fordert stattdessen eine „Lockerung des Basel-III-Regimes“. Ähnliche Töne gibt es aus der ÖVP. So forderte der damalige ÖVP-Finanzsprecher Werner Groiß 2016 im „Raiffeisenblatt“, „in Basel und Brüssel gegen die geplante Umsetzung [von weiteren Regulierungsschritten für Banken] aufzutreten“.

Banken und Konzerne profitieren bereits jetzt stark vom österreichischen Steuersystem. Bei einem Vergleich der 36 OECD-Staaten zeigt sich, dass nur in Estland und der Slowakei Vermögen einen kleineren Beitrag zum Steuerkuchen liefern als in Österreich. Mit 1,3 Prozent des Steueraufkommens liegt Österreich bei den Einnahmen aus vermögensbezogenen Steuern weit unter dem OECD-Schnitt von 5,7 Prozent.

Doch für manche WirtschaftsexpertInnen der Regierung scheinen sogar diese Steuern noch zu hoch zu sein. Barbara Kolm etwa, frischgebackene Vizepräsidentin der Oesterreichischen Nationalbank auf einem Ticket der FPÖ, erklärte 2014 gegenüber der „Wiener Zeitung“, dass internationale Steueroasen keineswegs geschlossen werden sollten. Diese würden „für ein Minimum an Steuerwettbewerb sorgen“ – also für eine weitere Spirale nach unten.

Stagnation

Während die Zeiten für Banken, Konzerne und ManagerInnen ausgesprochen rosig sind, gibt es für die große Mehrheit der Bevölkerung wenig zu lachen. So sind die Bruttoverdienste der ArbeitnehmerInnen in Österreich zwischen 2010 und 2018 de facto gar nicht gestiegen, die Statistik weist 0,0 Prozent aus, wie der „Standard“ im November 2018 auf Basis der Eurostat-Daten veröffentlicht hat. Im EU-Vergleich der realen Bruttoverdienste liegen hinter Österreich nur noch Finnland und die Finanzkrisen-Länder Italien, Spanien, Portugal, Kroatien, Zypern und Griechenland. In Frankreich hingegen ist der Bruttoverdienst jährlich um durchschnittlich 1,1 Prozent gestiegen, in Deutschland sogar um 1,4 Prozent.

Löhne in Österreich sinken seit Jahren real für die meisten Beschäftigten

Das alles betrifft allerdings nur die große Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung. Denn wie die aktuelle AK-Studie zur Vorstandsvergütung in den ATX-Unternehmen zeigt, erhielt ein durchschnittlicher ATX-Vorstand im Jahr 2017 bereits rund 1,7 Millionen Euro jährlich. Allein im Vergleich zum Vorjahr ein sattes Plus von 12 Prozent.

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