Wenn Superreiche shoppen

Bild: Gregor Tatschl, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/deed.en

[jw] In Österreich hat sich Milliardär Frank Stronach eine Partei zusammengekauft. Inzwischen existieren nur noch Reste seines Spielzeugs

[Erstveröffentlichung: junge welt] Der Magna-Konzern von Frank Stronach ist einer der größten Betriebe in der Automobil-Zulieferindustrie weltweit. Der gelernte Werkzeugmacher war als Selfmademan nach Kanada gegangen und machte dort ein Vermögen. Als dann ab den 1980er Jahren in Österreich die bis dahin fast zur Gänze verstaatlichte Großindustrie wieder privatisiert wurde, sah Stronach seine Zeit gekommen und kehrte zurück in die alte Heimat. Für die Öffentlichkeit gab er den reichen Onkel aus Amerika, real machte er hervorragende Geschäfte beim Ausverkauf der Republik. Vor zwei Jahren stieg er auch in die Politik ein – und sorgte 2013 für einige Höhepunkte im Wahlkampf der Alpenrepublik.

Magna International hat weltweit rund 125.000 Beschäftigte und macht einen Umsatz von rund 25 Milliarden Euro. Der Konzern versucht immer wieder, sich durch Zukäufe zu vergrößern. 2009 etwa sollte Opel übernommen werden, der Deal scheiterte aber. In Österreich war vor allem Steyr Daimler Puch interessant, ein staatlicher Konzern, der hervorragend ins Magna-Portfolio passte. Als der privatisiert wurde, kaufte sich Stronach ein und verschmolz die Fahrzeugsparte mit seinem eigenen Konzern. Magna Steyr ist heute einer der größten Betriebe des Landes, allein im Werk Graz, der Hauptstadt der Steiermark, arbeiten rund 6.000 Angestellte und Arbeiter für Stronach. Produziert wird etwa für Daimler, Fiat Chrysler, BMW oder PSA Peugeot-Citroën.

Klima-AktivistInnen blockieren das Magna-Werk in Graz

Stronach, eigentlich Franz Strohsack, wuchs in einem proletarischen Milieu auf, sein Vater war überzeugter Kommunist. Von diesen Wurzeln hat er sich allerdings weit entfernt. In der Steiermark setzt er in Auseinandersetzungen mit den Gewerkschaften auf sogenannte Fairness-Komitees und versucht so, Betriebsräte zu verhindern. Im traditionsreichen Grazer Werk gibt es zwar Betriebsratsstrukturen, doch in den Standorten, die Stronach neu aufgebaut hat, finden sich nirgends Beschäftigtenvertretungen.

Oligarch auf Tour

Der Multimilliardär war von Beginn an bestrebt, sich ein politisches Netzwerk aufzubauen. Die Liste der Vertrauten, die von ihm engagiert wurden, liest sich wie ein »Who is Who« der Politik. Seit 1997 ist der ehemalige sozialdemokratische Kanzler Franz Vranitzky im Aufsichtsrat (er leitete während der Steyr-Privatisierung die Regierung). Auch andere Sozialdemokraten haben ein gutes Einkommen bei Stronach gefunden. Gleichzeitig war er über viele Jahre eng verbunden mit Vertretern der rechtsextremen FPÖ bzw. ihres Spaltproduktes BZÖ (Bündnis Zukunft Österreich).

Stronach gab auch gern den reichen Gönner. Speziell der Fußball schien ihm dabei ein geeignetes Vehikel. So hatte die Entertainment-Tochter von Magna, MEC, von 2001 bis 2007 die Leitung des Traditionsklubs Austria Wien inne. Der Vorschlag zum Engagement bei Austria soll vom damaligen sozialdemokratischen Industrieminister Rudolf Streicher gekommen sein, der zuvor auch Generaldirektor von Steyr gewesen war. Und das wiederum dürfte einen guten Hinweis auf die tieferen Hintergründe des Fußballinteresses von Stronach geben.

Damals zeigte der Industriemagnat bereits jene Eigenschaften, die später auch in der Politik sichtbar wurden: Eine Hire-and-Fire-Mentalität und ein hohes Maß an Beratungsresistenz. Wenn ihm ein Trainer nicht passte, konnte es schon geschehen, dass dieser entlassen wurde, obwohl der Verein an der Spitze der Liga stand. Einer der von ihm Rausgeworfenen heißt übrigens Joachim Löw.

Neoliberal und Todesstrafe

Im Jahr 2012 beschloss der Großkapitalist, seine eigene Partei zu gründen, die er bescheiden Team Stronach (TS) nannte. Binnen kürzester Zeit hatte seine Truppe sechs Parlamentsabgeordnete, ohne jemals bei einer Wahl angetreten zu sein. Er hatte sie sich einfach zusammengekauft, vor allem vom sterbenden BZÖ.

Als der Industrielle in die Politik einstieg, hatte er ein Stimmenpotential von bis zu 20 Prozent. Politisch vertrat er eine Mischung aus rechtsautoritären Ideen sowie wirtschaftsliberalen Positionen, die in der öffentlichen Wahrnehmung aber durch seine Anti-EU-Haltung überdeckt wurden. Seine Ansichten zur Union waren allerdings ziemlich wirr. So forderte er für jedes Land einen eigenen Euro, konnte aber nie erklären, wie er dieses Konzept umsetzen würde. Gesellschaftlich vertrat er einen autoritären Kurs und forderte sogar die Wiedereinführung der Todesstrafe.

Bei der Nationalratswahl im September 2013 kam seine Partei allerdings nur auf 5,7 Prozent. Stronach hatte es geschafft, trotz eines enorm teuren Wahlkampfes mit einigen höchst skurrilen TV-Auftritten den Großteil seiner potentiellen Wähler wieder zu vertreiben. Mittlerweile ist das TS in allen Umfragen unter der Wahrnehmungsgrenze und fällt nur noch auf, wenn der Namensgeber, der sich aus der aktiven Politik zurückgezogen hat, wieder einmal nach Österreich kommt, um Veränderungen an der Parteispitze vorzunehmen. Das kann er, denn die Partei ist weiterhin finanziell von ihm abhängig.

Jüngst traf es Kathrin Nachbaur, die Obfrau der Parlamentsfraktion und wichtigste Repräsentantin der Partei. Kurzzeitig stand dabei sogar eine Spaltung der Parlamentsfraktion im Raum. Dem Vernehmen nach konnte die Sache aber mit einem »goldenen Handschlag« für Nachbaur geregelt werden. Damit war das Team Stronach aber nur konsequent. Denn wenn wo Parteien als Verlängerung wirtschaftlicher Interessen dienen, werden auch politische Probleme in bewährt kapitalistischer Manier gelöst.

_____________________

Ich hätte eine Bitte an Dich!

Die Artikel auf dieser Seite sind ohne Paywall für alle Menschen frei lesbar – und es wird hier auch niemals eine Paywall geben. Alle Menschen sollen die Inhalte auf dieser Seite lesen können, egal, wieviel Geld sie haben. Damit das möglich bleibt, brauche ich Deine Hilfe!

Wenn Du meine Projekte gut findest, wenn Dir diese Arbeit etwas wert ist – dann bitte ich Dich um Deine Unterstützung! Besonders freue ich mich, wenn Du meine Arbeit monatlich unterstützen möchtest. Nur so kann ich planen und diese Arbeit professionell fortsetzen!

Schon ab 5 Euro im Monat kannst Du einen wichtigen Beitrag leisten – Damit noch mehr Menschen Journalismus mit Meinung und Haltung lesen können.

• Spendenkonto – monatlich/einmalig:

IBAN: AT64 1420 0200 1026 2551
BIC: BAWAATWW
Easy Bank, 1100 Wien
Kontoinhaber: Michael Bonvalot
(Bitte die Mailadresse als Verwendungszweck, damit ich Dich bei technischen Fragen erreichen kann!)

• Kreditkarte und Paypal – monatlich/einmalig:

• Steady – monatlich: Klick hier für Steady!
[Steady zieht hohe Gebühren ab, Bank/Paypal ist daher besser, wenn es Dir möglich ist!]

• Patreon – monatlich: Klick hier für Patreon!
[Patreon zieht hohe Gebühren ab, Bank/Paypal ist daher besser, wenn es Dir möglich ist!]

Vielen Dank für Deine Unterstützung!

Hast Du diesen Artikel lesenwert gefunden? Dann schick ihn jetzt weiter!

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen